G’Day von eurem Lieblings Aussie! Ihr seid immer noch dabei? Good on ya! Es ist Sonntag und wunderbar sonnig also perfekte Bedingungen für einen Wander Ausflug und wenn man den ersten Wandertrip während des Auslandsaufenthaltes aussucht entscheidet man sich logischerweise für den längsten und schwersten in der Umgebung. In unserem Fall der Weg zur Spitze des Kunanyi/Mount Wellington. Kunanyi ist der Name des Berges in der konstruierten Palawa Kani Sprache, die einst von den, mittlerweile ausgestorbenen, Tasmaniern gesprochen wurde. Wir wollen also den 1271 Meter hohen Gipfel erklimmen und nehmen nicht einen der zahlreichen, leichteren Wanderwege, die im gesamten Wellington Park verteilt sind, der den Berg umgibt. Dafür starten wir um 11 Uhr in South Hobart unsere Wanderung an einem sonnigen Tag. 9 Uhr wäre uns ein wenig zu früh gewesen und die Busse fahren Sonntags nur alle zwei Stunden. An solchen Tagen lobe ich mir die öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland, shocking I know. Unsere Tour zum Gipfel teilt sich in zwei Etappen. Der erste Streckenabschnitt beginnt normalerweise in Fern Tree, für uns jedoch schon etwas früher in den Ausläufen South Hobarts wo wir uns mit Laura, einer weiteren Auslandsstudentin von Gostralia, treffen. Insgesamt soll der Hinweg 8,9 km und 1086 Höhenmeter umfassen. Na dann mal los. Direkt zu Beginn laufen uns zwei Wallabies über den Weg, ich hoffe also auf einige interessante Tierbegegnungen (vielleicht sogar eine der giftigen Schlangen?).

Zum The Springs Lookout, unserem Zwischenziel etwa auf halber Strecke, sind wir etwa 90 Minuten unterwegs. Bis dahin ist es auch noch recht angenehm. Wir machen eine kurze Pause, essen ein paar Brote und genießen den Panoramablick von der Aussichtsplattform. Schon jetzt ist der Ausblick wunderbar, wie soll es dann nur ganz oben aussehen?


Nach etwas mehr als 15 Minuten Schultern wir wieder unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Gipfel. Wir brauchen noch einige Momente, um den richtigen Weg ausfindig zu machen aber mit Hilfe von Karten und Google Maps können wir dieses Problem auch schnell beseitigen. Kurz werfen wir noch einen Blick nach oben und fragen uns ungläubig, ob wir auch in die richtige Richtung schauen. Noch können wir uns nämlich nicht so wirklich vorstellen in etwa 2 Stunden dahin zu kommen, wo ein Mast in die Höhe ragt und eigentlich unverkennbar das Ziel signalisiert.

Aber das würden wir ja gleich herausfinden. Direkt zu Beginn gehen wir erstmal ein paar Schritte in die falsche Richtung, da wir der Straße für die Autos folgen. Ja richtig gelesen: es ist auch möglich den Berg hochzufahren! Aber worin liegt denn da der Spaß? Wir kehren also um und biegen in einen kleinen, unauffälligen Waldweg ein. Ein paar weitere Schritte und wir kommen an einem Schild an, welches einige Warnungen und Hinweise, wie etwa auf die möglichen Wetterextreme, gibt. Jonas lädt sich noch schnell die Notfall App runter, schließlich muss ja alles seine Richtigkeit haben, und weiter geht es. Mittlerweile kommen wir alle paar Meter an einem Spot vorbei, von welchem man eine atemberaubende Aussicht hat. Da aber unsere Muskeln, vor allem meine, sowieso schon etwas müde und schwer sind machen wir eine Vielzahl von Pausen.


Dabei sehen wir auch sehr viele kleine Echsen, die immer wieder über den Weg und durch das Gestrüpp huschen. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr Leute laufen uns auch mit leichten Schritten über den Weg. Ich denke ich habe noch nie häufiger Hallo gesagt, als an diesem Tag. Später entschied ich mich, das ganze ein wenig aufzumischen, indem ich es mit der Australischen Begrüßung G‘Day versuche, wie ich sie ja auch schon in einigen Beiträgen benutzt habe. Ich denke die Einheimischen haben nie ein seltsameres G‘Day gehört. Kurz vor dem Gipfel berichtet uns dann eine Frau auf ihrem Weg nach unten, dass es nochmal steiler wird. Na wenn das nicht Mut macht. Zum Glück bekomme ich den Anstieg in der Steigung nicht so doll mit, was bestimmt auch daran liegt, dass ich sowieso halb tot, wie ein Zombie nur noch einen Fuß vor den anderen setzte in der Hoffnung irgendwann oben anzukommen. Mein Wunsch geht letztlich in Erfüllung etwas weniger als 2 Stunden nach dem Start vom Zwischenziel. Von hier oben ist der Ausblick einfach unbeschreiblich und definitiv in meinen Top 5 anzuordnen. Es ist unglaublich, wie nach etwas mehr als 3 Stunden Fußweg einem auf einmal die größte Stadt Tasmaniens zu Füßen liegt.

Oben im Wind zu sitzen und nach der erschöpfenden Wanderung einfach die Aussicht auf sich wirken zu lassen war auf jeden Fall einer der besten Momente des noch jungen Auslandssemesters.

Ich zieh mir dann aber auch bald meinen Pullover an, denn im starken Wind ist es doch etwas frisch. Nach über einer Stunde in 1271 Metern Höhe, in der wir die verschiedenen Aussichtspunkte erkunden und etwas essen, kommen wir mal auf die Idee nach Bussen zu suchen, die wir am Fuße des Berges zurück in das Stadtzentrum nehmen können. Blöd nur, dass es Sonntag ist und wir schon fast halb 5 haben. Uns ist klar, dass wir es in einer Stunde nicht nach unten schaffen, um den letzten Bus zu bekommen. Jetzt noch 14 km laufen? Wir können uns besseres vorstellen. Zurück beim Springs Lookout versuchen wir erfolglos mit Anhalter zurück zu fahren. Es wäre aber wohl logischer gewesen das bereits oben zu versuchen. Aber es bringt ja alles nichts: wir gehen weiter zu Fuß, bis wir in Fern Tree ankommen. Anscheinend lastet die gesamte Reiseführer Verantwortung auf mir, denn nachdem wir eine halbe Stunde nur Berg auf gehen schaue ich mal auf Google Maps, wann wir dann endlich in South Hobart ankommen. Super begeistert stellen wir fest, dass wir gut eine halbe Stunde in die falsche Richtung gelaufen sind. Anscheinend fiel den vorbeifahrenden Autos auf, wie wir vollkommen verloren am Straßenrand standen, denn es hält direkt mal ein Paar Rockclimber an und bietet an uns ein Stück mitzunehmen. Im Auto erklären Sie uns, dass sie auf dem Weg zu einer Wirtschaft sind, um etwas mit Freunden zu trinken und uns danach auch noch ein weiteres Stück mitnehmen könnten, wenn wir bereit wären zu warten. Warum nicht denken wir uns, besonders weil ich kurz vorher mein Wasser ausgetrunken hatte und es ohnehin noch fast zwei Stunden zum Hostel wären. Wir kaufen uns also was zu trinken und eine halbe Stunde später geht es auch schon weiter. Nachdem Laura zu Hause abgesetzt wurde erfahren wir, dass wir sogar bis zum Zentrum gefahren werden, auch wenn vorher nur von South Hobart die Rede war. So wurde unserem Tag also doch noch ein perfektes und besonderes Ende beschert. Wenn man an so einem Tag nur Sandwiches gegessen hat macht sich am Abend verständlicherweise auch der Hunger bemerkbar. Wir haben die Wahl zwischen Reisgericht kochen oder Pizza bestellen und nach dem Duschen abholen. Wie man sich sicherlich vorstellen kann mussten wir da nicht lange überlegen. Um viertel nach 8 holen wir frisch geduscht unsere Pizza ab, die wir dann ganz entspannt verzehren ehe wir müde in die Federn fallen, damit wir am nächsten Tag halbwegs ausgeruht sind, denn wie ihr wisst bin ich leider nicht nur zum Spaß haben hier und deshalb fängt am nächsten Tag die erste richtige Uni Woche an. Seid gespannt auf meinen nächsten Beitrag, wo ich dann etwas unspektakulärer davon erzähle, warum ich eigentlich hier bin und was ich so mache. Bis dahin!